Oktober 2019: Welttag der Wiederbelebung
Der 16. Oktober ist Welttag der Wiederbelebung (world restart a heart day). Der Schulsanitätsdienst des Geschwister-Scholl-Gymnasiums führte aus diesem Anlass ein offenes Wiederbelebungstraining während der Hofpause durch. An mehreren Übungspuppen konnten Mitglieder der Schulgemeinschaft die Basismaßnahmen der Wiederbelebung trainieren.
„Prüfen – Rufen – Drücken“, wiederholen die ausgebildeten Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter die wichtigsten Handlungsschritte. Wenn ein Mensch bewusstlos ist und nicht mehr ausreichend atmet, muss man so schnell wie möglich den Notruf 112 wählen und anschließend auf dem Brustkorb der Person drücken – mittig, tief, schnell. Orientierung geben Songs wie „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees oder „Crazy in Love“ von Beyonce.
Über 50 Menschen folgten dem Aufruf der Schulsanis, die mit Plakaten und am digitalen schwarzen Brett für die Aktion geworben hatten. Rund um die Veranstaltungsfläche im Erdgeschoss der Schule entstand ein großer Andrang.
Besondere Unterstützung erhielten die Schulsanis von „First Aid For All Mannheim“, einer Initiative von Medizinstudentinnen und Medizinstudenten, die Wiederbelebungstrainings in Schulen anbietet. Fünf angehende Ärzte waren mit Live-Feedback-Puppen gekommen, mit denen sich Drucktiefe, Frequenz und Entlastung live auf einer Projektionsfläche darstellen lassen. „Das Live-Feedback erhöht den Lerneffekt und steigert die Motivation zum Training der Herzdruckmassage“, erklärt Ole Lindner, stellvertretender Projektleiter bei First Aid For All Mannheim.
Januar 2020: Dienst am Nächsten - Schulsanis in der Vesperkirche
Ein warmes Essen, ein warmer Ort, ein warmes Wort: Wie jedes Jahr hat im Januar 2020 in Mannheim wieder die Vesperkirche begonnen. Einen ganzen Monat lang öffnet die evangelische Citykirche Konkordien ihre Tür für Bedürftige und verteilt Essen, Kleidung, Wärme und schenkt denen Aufmerksamkeit, die sonst keine mehr bekommen. Die Johanniter begleiten diesen Dienst traditionell seit vielen Jahren – in diesem Jahr, am 25. Januar 2020, waren erstmals Schulsanitäterinnen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums unter den Helfern.
Die sieben Schülerinnen der elften Klasse versorgten mehrere Patienten, viele davon mit schweren Schicksalen, denn Armut hat viele Gesichter: ein Mann hatte Erfrierungen am Fuß und eine offene, schlecht heilende Wunde. Er ist wohnsitzlos und berichtete, dass er als Gelegenheitsarbeiter um seinen Lohn gebracht wurde. Ein weiterer will unbedingt eine Schmerztablette – es bedurfte vieler Gesprächsarbeit, um ihn zu beruhigen. Eine Frau kam mit Bauchschmerzen, die sie hat, seit ihr Ex-Mann sie verprügelt hat. Für alle waren die Johanniter da, hörten zu, berieten und versorgten sie medizinisch.
In vielen Gesprächen offenbart sich, dass Armut und Bedürftigkeit selten selbst verschuldet sind. Trennung, Arbeitslosigkeit, Sucht, Gewalterfahrungen und unbehandelte Krankheiten sorgen häufig dafür, dass Menschen auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Man merkt: dieser Dienst erdet die Helferinnen und Helfer. Er führt vor Augen, wie unterschiedlich die Lebenswege der Menschen sind und dass Armut kein Phänomen ist, das weit entfernt von uns stattfindet. Und gleichzeitig bleibt das gute Gefühl, den Menschen hinter dem Schicksal wahrzunehmen und ihm Gutes zu tun.
Mai 2020: Online-Fortbildung des Schulsanitätsdienstes
„COVID19 – unser neuer Alltag?“ lautete der Titel einer Online-Fortbildung, die der Schulsanitätsdienst des Geschwister-Scholl-Gymnasiums veranstaltet hat. Der Dozent Yannik Kropp studiert im 8. Semester Humanmedizin an der Universität Heidelberg. Er ist Mitglied der Studenteninitiative First Aid for All, mit der der Schulsanitätsdienst am GSG schon mehrfach zusammengearbeitet hat.
Yannik Kropp berichtete den Schulsanis aus seinem Alltag, in dem er an gleich mehreren Stellen mit der COVID19-Pandemie in Kontakt kam. In seiner Heimatstadt Kaiserslautern war er mit anderen ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Roten Kreuzes in einem ambulanten Corona-Test-Zentrum im Einsatz. Auf Fotos zeigte er dessen Aufbau und die strikte Trennung in einen sogenannten Schwarz- und einen Weißbereich. Patienten fahren nach Anmeldung mit dem Auto in den Drive-in-Testbereich, der sich im Schwarzbereich befindet. Vom Weißbereich kommt man dorthin nur durch eine Schleuse. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte müssen auf eine strikte Trennung und gründliche Hygiene achten.
Neben dem Studium arbeitete Yannik als Rettungssanitäter im Rettungsdienst. „Die Zahl der Rettungseinsätze hat seit Pandemiebeginn deutlich abgenommen“, berichtete er. Dies liege vermutlich daran, dass Patienten Angst davor hätten, sich im Krankenhaus anzustecken und daher nur im äußersten Notfall den Rettungsdienst riefen. „Verkehrsunfälle und Herzinfarkte passieren trotzdem“, warnte er davor, auf den Notruf zu verzichten. Die Rettungskräfte hätten ein standardisiertes Vorgehen, um sich und die Patienten vor einer Infektion zu schützen. Oft könne man aber eine COVID19-Infektion vor Ort nicht mit Sicherheit ausschließen. „In diesem Fall ergreifen wir lieber die höhere Schutzstufe, um niemanden in Gefahr zu bringen“, erläuterte Yannik.
Als Medizinstudent im fortgeschrittenen Semester ist er auch in der Klinik im Einsatz. Eindrucksvoll schilderte er den Alltag auf der COVID19-Intensivstation, auf der zum Zeitpunkt der Fortbildung zehn Patienten behandelt wurden. Die medizinische Versorgung sei ein Teamwork vieler Berufsgruppen, von Ärzten über Pflege- und Assistenzpersonal bis hin zu den Reinigungskräften. Wer in einer Schicht acht bis zehn Stunden eine Schutzausrüstung aus FFP-Maske, Schutzbrille und Kopfhaube trage, komme auch an die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Aus seiner vielfältigen Erfahrung könne er nur raten, die Krankheit ernst zu nehmen. Sie verbreite sich leicht und zeige – nicht nur bei älteren oder vorerkrankten Patienten – schwere Verläufe. Dennoch sieht er das Deutsche Gesundheitssystem gut aufgestellt, um die Pandemie zu bewältigen.
Mit Interesse verfolgten die Schulsanis die Ausführungen. Am Ende beantwortete Yannik offene Fragen. „Was hältst Du von dem Klatschen?“, wollten Lilian und Valerie wissen. Sie meinten damit den Applaus, den Menschen vor allem am Anfang der Kontaktsperre von den Balkonen spendeten, um damit die Leistung des medizinischen Personals anzuerkennen. „Der Applaus ist eine nette Geste“, sagte Yannik. Auf Dauer könne aber nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen eine echte Anerkennung für die Leistungen derjenigen bringen, die sich täglich gegen COVID19 und für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten einsetzen.