Deutsche SchülerAkademie

Was ist die Deutsche SchülerAkademie?

„Die Deutsche SchülerAkademie wird vom Verein Bildung und Begabung e.V. organisiert und durchgeführt. Sie hat zum Ziel, besonders begabte Jugendliche durch außerschulische Veranstaltungen zu fördern. Eine Akademie dauert 16 Tage und besteht aus sechs Kursen mit bis zu 16 Teilnehmern; Jede(r) Teilnehmende besucht einen Kurs mit ca. 50 Stunden. Themen der Kurse sind exemplarische Fragestellungen aus der Mathematik, den Naturwissenschaften, den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, der Wirtschaft, den Fremdsprachen, der Musik, der Medizin usw.
Neben der fachlichen Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand ist die Vermittlung und Einübung wissenschaftlichen Arbeitens wesentlicher Bestandteil der Kursarbeit, insbesondere die Erstellung einer Dokumentation, in der die wichtigsten Ergebnisse festgehalten werden. Bei Referaten und im Rahmen der Rotation, bei der die Teilnehmenden andere in die eigene Kursarbeit einführen, erfahren sie eine Einführung in Präsentationstechniken. Durch ergänzende Veranstaltungen wird das interdisziplinäre Interesse und Verständnis gefördert. Neben der Kursarbeit wird ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Musik, Sport, Exkursionen u.a. angeboten.

In einer Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden auf Zeit erfahren die Teilnehmer eine ihrer Leistungsfähigkeit und Lernbereitschaft angemessene intellektuelle Herausforderung in unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen. Die Deutsche SchülerAkademie will dazu beitragen, dass die Jugendlichen in intensiver fachlicher Arbeit mit gleichaltrigen, ähnlich befähigten und motivierten Jugendlichen und in unmittelbarem Austausch mit den Kursleiterinnen und Kursleitern die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln. Die Teilnehmenden erfahren dabei eine Einführung in Arbeitsformen der Hochschulausbildung, eine Orientierung auf mögliche spätere Studienfächer und machen zugleich neue, auch kulturelle und soziale Erfahrungen.

Die Deutsche SchülerAkademie steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.“ So steht es im Programmheft geschrieben.

Die SchülerAkademie Grovesmühle 2009 - Bericht eines Teilnehmers

Alles begann im Frühjahr, als Herr Steffan mir einen Informationszettel zur Deutschen SchülerAkademie 2009 gab. Ich war sofort gespannt auf die Kurse, die wohl angeboten würden, und bewarb mich um einen Teilnahmeplatz. Im März erhielt ich ein dickes Programmheft mit detaillierten Beschreibungen zu den einzelnen Akademien und deren Kursen. Daraus wählte ich mir fünf Kurse aus, die mich am meisten interessierten. Ganz oben auf meiner Liste stand der Kurs „Mathematische Anatomie der Welt“. Mit 1499 anderen Bewerbern, auch aus dem Ausland, z.B. England, Mexiko oder Südafrika, schickte ich meine Kurswahl ab. Alle deutschen Schulen aus dem In- und Ausland waren berechtigt, Schüler vorzuschlagen, natürlich mussten alle Deutsch sprechen können. Nach dem Abschicken der Kurswahl konnte ich nur noch abwarten, ob ich zu den 1050 Teilnehmern gehören würde. Anfang Juni erhielt ich dann die Nachricht, dass ich einen Platz in der Akademie Grovesmühle für den Kurs „Mathematische Anatomie der Welt“ vom 9. bis zum 25. Juli erhalten hatte. Ein paar Wochen später wurden mir Vorbereitungsunterlagen und Übungsaufgaben zum Thema Integral- und Differenzialrechnung sowie zu Differenzialgleichungen zugesandt. Nach einigen „Übungsstunden“ mit Frau Kraus und Frau Sponsel mussten die Übungsaufgaben auch schon abgeschickt werden.

Am 9. Juli war es dann soweit: Mit dem Zug ging es von Mannheim nach Veckenstedt in Niedersachsen, in der Nähe des Brockens. Das Landschulheim Grovesmühle, in dem die Unterkünfte waren und die Akademie stattfand, war ein im 18. Jhd. entstandenes Fachwerkhaus, das nun als Internat und Schule genutzt wird.

Das Akademieleben unterlag einem straffen Zeitplan: Frühstück ab 7.30 Uhr, danach ein kurzes Plenum, in dem alle Teilnehmer und Kursleiter zusammenkamen, um den Tagesablauf zu besprechen. Von 9 bis 12 Uhr arbeitete man in den jeweiligen Kursen. Nach dem Mittagessen fanden sogenannte „KüA’s“ (Kursübergreifende Angebote) statt, bei denen man alle möglichen Sportarten sowohl im Freien als auch in der Sporthalle betreiben, am Chor und Orchester teilnehmen, den Stoff des Vormittags wiederholen oder sich einfach nur entspannen konnte. Von 16.30 bis 18.30 Uhr war wieder Kursarbeit angesagt. Nach dem Abendessen gab es eine weitere KüA-Zeit, es fanden aber auch oft Vorträge und Diskussionen statt, beispielsweise ein Diskussion mit einem Vertreter der Robert Bosch Stiftung oder ein Studieninformationsabend. Schlafen ging ich durchschnittlich um 1 Uhr. Außer am Sonntag, wo der Vormittag frei war zum Ausschlafen oder in die Kirche gehen, war dies der tägliche Ablauf.

Nun möchte ich erklären, wie die Kursarbeit in meinem Kurs aussah, doch um das Kursthema möglichst kurz zusammenzufassen, möchte ich die Beschreibung auf der Teilnahmeurkunde zitieren: „Gegenstand dieses Kurses war die detailgenaue Erarbeitung des mathematischen Konzepts der im Allgemeinen gekrümmten Raumzeit. Ausgehend nur von reiner Mengentheorie erarbeiteten die Teilnehmenden den gesamten mathematischen Apparat, der der gegenwärtig akzeptierten Definition der Raumzeitstruktur zugrunde liegt. Diese Entwicklungen, hauptsächlich im Bereich der Topologie und Differenzialgeometrie, nehmen im Mathematikstudium an der Universität mehrere Semester ein, reichten im Kurs größtenteils in Umfang and Anspruch in Bereiche deutlich jenseits des Vordiploms, und punktuell bis an die aktuelle Forschungsgrenze in Allgemeiner Relativitätstheorie heran. Die Teilnehmenden erhielten damit einen äußerst fordernden, aber echten Einblick in Universitätsmathematik und Theoretische Physik. Die Bewältigung des Materials dieses Kurses, in der dargebotenen Intensität, war nur mit hohem intellektuellen Einsatz möglich.“

Während der Kurszeit stand ein Kursleiter als Referent an der Tafel und schrieb und erklärte, wir Teilnehmer schrieben den Tafelanschrieb ab, viel Zeit zum Nachvollziehen und „Mitdenken“ blieb uns bei dem ungeheuren Schreibtempo jedoch wenig. Deswegen mussten wir „Mathematiker“ fast jede Mittagspause, während die anderen vor unseren Fenstern Volleyball spielten, und bis tief in die Nacht hinein den Stoff des Tages wiederholen. Der Vortrag wurde immer wieder durch sogenannte „Fingerübungen“ unterbrochen. Dies waren kurze Aufgaben zum eben besprochenen Thema, die nach 3-4 Minuten wieder eingesammelt und korrigiert wurden. Während der letzten halben Stunde in der Kurszeit bearbeiteten wir in Gruppen komplexere Aufgaben und Probleme. Die Lösung jedes Problems musste jeweils von einem Gruppenmitglied präsentiert werden, wofür von den Kursleitern Punkte vergeben wurden. Diese wurden dann in eine „Bump-Chart“ (Diagramm) aufgetragen. Die Siegergruppe mit den meisten Punkten am Ende der Akademie erhielt einen Preis. Ferner musste jeder Kursteilnehmer entweder eine 10-minütige Zusammenfassung des Vortages oder einen Dokumentationsbericht zu einem konkreten Thema schreiben.

Als die Akademie Halbzeit hatte, fand die sogenannte „Rotation“ statt, bei der jeder Kurs den anderen Kursen seine bisher erreichten Ergebnisse in einer Präsentation vorstellte. So konnte ich mich auch über die anderen Kurse informieren: „Zurück zur Natur! Aber wie und wo findet man die noch?“, „Fleißige Bienen oder gierige Heuschrecken: Historische und philosophische Grundlagen unseres Wirtschaftssystems“, „Designing Interactions: Mediengeschichte und -theorie digitaler Kommunikation“, „Primum non nocere – Herausforderungen der Medizinethik“ und „Antigone durch die Jahrhunderte“. Es fand auch ein Exkursionstag statt, bei dem man entweder an einer Stadtführung in Halberstadt oder einer Harzwanderung teilnehmen konnte.

Dadurch, dass man permanent beschäftigt war, verging die Zeit auf der Akademie wie im Flug und ehe man sich versah, saß man wieder im Zug auf der Heimreise.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass die Zeit auf der Akademie sehr interessant, aber auch anstrengend war. Man lernte viele neue Menschen mit dem gleichen Interesse kennen, konnte die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit testen, lernte nicht nur Fachliches, sonder auch Methodisches und konnte Erfahrungen für das Studium sammeln.

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal recht herzlich bei Herrn Steffan, der all dies in die Wege leitete, und bei Frau Kraus und Frau Sponsel, die mir bei der Vorbereitung viel geholfen haben, bedanken.

Dennis Stock, Jgst. 13