Mannheimer Gemeinderatsbeschlüsse zur Schullandschaft

Bau einer neuen, vierzügigen Gemeinschaftsschule auf dem Käfertaler Spinelli-Gelände © Bertram Bähr

Mannheim setzt bei Schulen auf Neubauten und mehr Ganztag

MM-Artikel vom 3. Juni 2022

von Bertram Baehr

Bei den Schülerzahlen geht der Trend künftig nach oben. Dem möchte die Stadt unter anderem mit dem Bau einer neuen, vierzügigen Gemeinschaftsschule Rechnung tragen. Wahrscheinlichster Standort ist die nordwestliche Ecke des Käfertaler Spinelli-Geländes an Rüdesheimer und Wachenheimer Straße – auf dem hinteren Teil der Freifläche, die in der unteren linken Bildhälfte zu sehen ist. © Bertram Bähr

Mannheim. Bei den Grundschulen geht es seit achteinhalb Jahren nach oben – jetzt kehrt sich der Trend auch im weiterführenden Bereich um. Der Tiefpunkt ist erreicht, ab dem Spätsommer steigen hier die Schülerzahlen ebenfalls an. Insgesamt rechnet die Stadt mit einem Zuwachs von 5,7 Prozent bis zum Jahr 2040.

Das geht aus der aktuellen Schulstatistik 2021/22 hervor, die Bürgermeister Dirk Grunert jetzt im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ vorstellte. Das 164 Seiten starke Konvolut blickt zwar auf das Schuljahr zurück. Es gibt aber viele Hinweise darauf, was in den kommenden Jahren erforderlich ist.

Gemeinderat stimmt zu

Und da kommt so einiges zusammen. Im weiterführenden Bereich wird es mit einer vierzügigen Gemeinschaftsschule mit Oberstufe den ersten kompletten Neubau seit etwa 40 Jahren geben. Der Gemeinderat gab dazu vor wenigen Tagen mit großer Mehrheit grundsätzlich grünes Licht – und stimmte auch für zusätzliche Züge an der Humboldt-Werkrealschule (plus 1), der Waldschule (plus 1,5) und im Rahmen eines weiteren Neubaus am Geschwister-Scholl-Gymnasium (plus 1,5).

Der Weg hin zu der nach Kepler- und Kerschensteiner- dritten Mannheimer Gemeinschaftsschule ist dabei schon deutlich vorgezeichnet – auch wenn sich zu der Finanzierung derzeit noch nichts sagen lasse. Eventuell noch vor den Sommerferien, spätestens aber in der ersten Gremienrunde danach sollen die Politikerinnen und Politiker den Standort festzurren. Im Gespräch sind das Gelände der ehemaligen Spiegelfabrik auf dem Waldhof, das Gebiet am Viktor-Lenel-Heim in der Gartenstadt und ein Terrain auf Spinelli an der Ecke zwischen Rüdesheimer und Wachenheimer Straße.

Dieser Standort gilt als Favorit, weil die Fläche zum einen groß genug ist und zum anderen ohne Zeitverluste zur Verfügung steht. Das Ziel der Verwaltung ist ohnehin ehrgeizig: Möglichst bis 2026 soll die neue Gemeinschaftsschule an den Start gehen. Die in Baden-Württemberg vor gut neun Jahren eingeführte Schulform habe sich bewährt, betont Grunert. Die Nachfrage an den beiden bestehenden Einrichtungen ist deutlich größer als das Angebot. Und der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Werkrealschul-Empfehlung sei um 13 Prozent auf 52 gesunken – vor allem zugunsten der Kinder mit Realschul-Empfehlung. Das zeige ebenfalls, dass Gemeinschaftsschulen immer beliebter würden – und zudem wegen ihres individuellen Förderansatzes zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen, ist Grunert überzeugt.

Mehr Bildungsgerechtigkeit: Das ist auch ein Grund, warum die Stadt immer stärker auf Ganztagsschulen setzt – im Moment vor allem im Grundschulbereich. Der ganztätige Schulbetrieb, so Grunert, ermögliche „eine deutlich bessere Förderung der Talente und Begabungen der Kinder“. Darüber hinaus gilt es, dem ab 2026 sukzessive in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf ganztätige Betreuung im Grundschulbereich Rechnung zu tragen.

Von den derzeit 33 Grundschulen sind bereits zehn im Ganztagsbetrieb, sie kommen nach Angaben der Stadt gut 23 Prozent der Kinder zugute. Im Herbst soll die Friedrich-Ebert-Schule folgen, nächstes Jahr Spinelli, dann Schiller-, Humboldt-, Pestalozzi- und Alfred-Delp-Schule.

Mehr Gerechtigkeit als Ziel

Mit weiteren etwa acht Schulen sei man im Gespräch, teilt Grunert mit, Namen nennt er noch keine. Bekannt ist allerdings, dass die Waldhofgrundschule seit langem großes Interesse am Ganztagsbetrieb hat.

Bei all diesen und vielen anderen Themen – wie etwa der Beschulung von Kindern mit Förderbedarf in Regelschulen (Inklusion), der Erhöhung von Chancen benachteiligter Jugendlicher und vielem mehr biete die jährliche Schulstatistik „eine gute Planungsgrundlage“, so Grunert. Das aktuelle Werk beruht auf dem Stichtag 20. Oktober 2021.

Die Schulstatistik berichtet in Zahlen und Tabellen unter anderem über den Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, den Übergangsquoten von Grund- auf weiterführende Schulen oder den umfangreichen kommunalen Betreuungsangeboten ergänzend zum Ganztagsschulbetrieb. Aufgelistet sind auch die derzeit laufenden Schulbaumaßnahmen – wie zum Beispiel der Neubau von Franklin- und Spinelli-Grundschule, Brandschutzsanierungen an Heinrich-Lanz-Schule, Elisabeth- und Ludwig-Frank-Gymnasium oder dem Hallen-Neubau an der IGMH.

Aktuelle Entwicklungen wie etwa die Folgen des Kriegs in der Ukraine finden natürlich noch keinen Niederschlag. Die Flüchtenden stellten nicht zuletzt den schulischen Bereich vor „neue, vielfältige Herausforderungen“, so die Stadt. Derzeit könne noch nicht abgeschätzt werden, „wie viele Kinder und Jugendliche hier zur Beschulung ankommen und welche sprachlichen Kompetenzen sie mitbringen“. Ziel sei es, sie „so schnell wie möglich zu integrieren: „Der geregelte Schulbesuch schafft Normalität, die den Geflüchteten ein Gefühl der Sicherheit zurückgibt und das Ankommen erleichtert.“

 

Quelle: https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mannheim-setzt-bei-schulen-auf-neubauten-und-mehr-ganztag-_arid,1958068.html (Zugriff: 18.06.2022)

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