Jugendcafé eröffnet
Wie sich Schüler in Mannheim-Vogelstang für ihr Café Klaus engagieren
Mannheimer Morgen Plus-Artikel, 8. April 2022
von Tanja Capuana-Parisi
Mannheim. Im Café Klaus herrscht an diesem Sonntag munteres Treiben. Auf den gemütlichen Sofas haben es sich Jugendliche bequem gemacht, die sich angeregt unterhalten. Es läuft Musik, die laut genug ist, um sie zu hören, aber in einer angenehmen Lautstärke, so dass man sich noch unterhalten kann. Auf der Theke und im Kühlschrank warten köstliche Apfelkuchen, saftige Schokokuchen, vegane Cookies und cremige Torten auf hungrige Naschkatzen.
Florence Nkale nimmt gut gelaunt mit Stift und Block Bestellungen auf, während Vivien Filipczyk frischen Espresso aufbrüht. Ein ganz normaler Sonntag in einem Café, könnte man denken. Doch es steckt mehr dahinter: Jugendliche des Geschwister-Scholl-Gymnasiums auf der Vogelstang sind die Betreiber der Gastronomie. Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat öffnen sie das Jugendhaus auf der Vogelstang ab 13 Uhr für Jung und Alt. Bei einer Stadtteilversammlung wurde die Idee geboren, sagt Jugendhausleiterin Tina Menzl. [...]
„Wir wollten selbst aktiv sein und uns dafür engagieren“, sagt Filipczyk, die treibende Kraft hinter dem Projekt. Die 16-Jährige schätzt an der Idee auch, dass die Jugendlichen sich dabei selbstständig entfalten und eigene Ideen einbringen können. Geworben hatten sie für die Eröffnung am vergangenen Sonntag unter anderem über Instagram, aber auch mit Flyern und Plakaten. Sie überlegten sich einen Namen und kamen schließlich auf Café Klaus.
Stadtteil soll belebt werden
Namensgeber ist eine Ente, von der Sophie Weiss schließlich ein Logo entwarf. Das Café richtet sich zwar zunächst an junge Besucher, sei aber für alle geöffnet, betont Filipczyk. Denn bisher gebe es auf der Vogelstang kein Café, sagt die Schulsprecherin. Das nächste befinde sich in Wallstadt oder in der Innenstadt. „Da machen wir eben selbst ein Café“, haben sich die engagierten jungen Leute gesagt. Auf diese Weise soll der Stadtteil belebt werden und eine Möglichkeit für Begegnungen junger und älterer Bürger geschaffen werden.
Viel Unterstützung bekommen sie auch von Mik Karbourt, Sozialarbeiter im Jugendhaus Vogelstang. Das Jugendhaus beschloss, den jungen Leuten die Räume zur Verfügung zu stellen. „Man muss ihnen einen Platz geben, damit die Jugendlichen sich entfalten können.“ Denn durch ihren Einsatz lernen sie viele Fähigkeiten, die für ihr weiteres Leben wichtig sein können, wie etwa Organisation. Karbourt lobt das Engagement der jungen Leute. „Das läuft alles neben der Freizeit und den Vorbereitungen fürs Abitur.“ Er hilft, gibt Ratschläge, bremst aber auch manchmal, wenn sie zu viel auf einmal umsetzen möchten.
Schülerinnen und Schüler wollen backen
Auf der Karte stehen Spezialitäten wie Cappuccino, heiße Schokolade, Espresso Macchiato und Filterkaffee. Damit sich jeder die Köstlichkeiten leisten kann, sind die Preise sehr niedrig angesetzt. Bei der Premiere verkauften die Junggastronomen gespendete Kuchen und Kaffee eines lokalen Rösters. Überhaupt haben sich die engagierten Teenager viel vorgenommen. Sie wollen den besten Espresso der Stadt machen, verrät Filipczyk schmunzelnd. Und künftig möchten die Schülerinnen und Schüler selbst backen. Dann soll es ein wechselndes Angebot an Kuchen im „Café Klaus“ geben.
Als Startkapital nutzten die zehn Jugendlichen auch Einnahmen eines Spendenlaufes an ihrer Schule; 30 Prozent davon seien ins Jugendcafé geflossen, so Filipczyk. Zudem gibt es Sponsoren wie Bauhaus und Flosch.
Wichtig ist den jungen Leuten auch, dass die Einnahmen zu 100 Prozent in das Café fließen, damit sie Zutaten für Kuchen, vegane Milchalternativen und Milch einkaufen können. Für ihren Arbeitseinsatz bekommen die jungen Leute nichts, sie sind ehrenamtlich am Werk. Allerdings haben die Betreiber dieses Mal die Einnahmen der Eröffnung an lokale Flüchtlingsorganisationen gespendet. „Es wurden ca 550 Euro eingenommen“, sagt Vivien Filipczyk. „Wir haben uns mega gefreut, weil wir niemals dachten, so viel spenden zu können.“
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