Alexander-von-Humboldt-Schule gibt Abraham-Pokal ans GSG weiter
Jugendliche begeben sich auf die Spuren der Shoa
Viernheim. Sie haben das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz und das Schlachtfeld von Verdun besucht, Gedenkveranstaltungen in Viernheim mitgestaltet und die Namen von Deportierten in ein Online-Archiv eingetragen: Ein Jahr lang war die Alexander-von-Humboldt-Schule Träger des Abraham-Pokals, und die Schüler haben die Zeit für vielfältige Aktionen genutzt. Das Projekt soll die Verständigung zwischen den Religionen fördern.
Nun hat Lehrer und Projektleiter Timm Clausen den Wanderpokal bei einer kleinen Feier an die Schulsprecherinnen der Geschwister-Scholl-Schule in Mannheim-Vogelstang weitergereicht. Bernhard Boudgoust vom Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Rhein-Neckar übergab Clausen eine Urkunde, die im Foyer der Schule aufgehängt werden soll. Davon berichtet die AvH in einer Pressemitteilung. Eigentlich endete das Abraham-Jahr schon im März. Wegen der Corona-Pandemie fiel der ursprünglich geplante Übergabetermin in der Mannheimer Jugendkirche Samuel jedoch aus.
Der Pokal ist nach den drei abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam benannt und soll die Verständigung zwischen den Gläubigen fördern. In ihrem Abraham-Jahr fuhren alle zehnten Klassen des Realschulzweigs der AvH daher zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald in Thüringen. Bei einer Exkursion auf das ehemalige Schlachtfeld von Verdun besuchten Schüler die Gedenkstätten für die Christen, Muslime und Juden, die hier im Ersten Weltkrieg fielen.
Mehr als 50 Schüler besuchten außerdem Krakau und die KZ-Gedenkstätte Auschwitz. Ein für die Jugendlichen sehr einprägsames Erlebnis bei dieser Exkursion war nach Angaben der AvH die Videokonferenz mit der heute in Israel lebenden Hanna Sabioni. Sie überlebte als kleines Mädchen den Holocaust. Den Kontakt zu ihr stellte Avi Daniel her, der sich auch um die technische Umsetzung kümmerte. Er ist Jude und stammt aus Israel. Mehrere seiner Familienmitglieder wurden in der Shoa getötet.
Auch in Viernheim beteiligten sich die AvH-Schüler während des Abraham-Jahrs an verschiedenen Aktionen. So führten mehrere Schülerinnen durch die Ausstellung über das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück in der Apostelkirche. Während der dazugehörigen Eröffnungsfeier spielte die Klezmer-Band der Humboldtschule.
Die Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine“ engagierte sich bei der entsprechenden Verlegungsaktion. Als Teil der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in der Kulturscheune präsentierten Schülerinnen im November 2019 außerdem Texte zu jüdischen Schicksalen in Viernheim. Bei einer anderen Veranstaltung war der jüdische Religionsforscher Yuval Lapide zu Gast an der Humboldtschule und berichtete von dem Leben seiner Vorfahren in Wien und Franken vor der Shoa.
Ein Geschichtsgrundkurs beteiligte sich außerdem an einer hessenweiten Aktion der Arolsen-Archive. Dabei halfen die Schüler, die Namen von deportierten und verschwundenen Menschen in ein Online-Archiv einzutragen.
© Südhessen Morgen, Montag, 2. November 2020, Autor: red/fhm