Abraham-Pokal an das GSG verliehen
Mund aufmachen für andere
Nachgeholte Übergabe des Abraham-Pokals an das Geschwister-Scholl-Gymnasium
Eigentlich sollte der Abraham-Pokal bei der regionalen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit Mitte März in der Jugendkirche Samuel von der Alexander-von-Humboldt-Schule aus Viernheim an das Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) auf der Vogelstang übergeben werden. Doch wegen der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung abgesagt werden. Mit einem Festakt in der Galerie des GSG wurde die Übergabe des Wanderpokals jetzt nachgeholt.
Direktorin Silke Herr dankte Timm Clausen, Koordinator der Kooperativen Gesamtschule in Viernheim, der extra in den Herbstferien gekommen war, um den Pokal weiterzugeben. Sie dankte auch der katholischen Religionslehrerin Barbara Wöppel, dass sie die Idee in ihre Schule hineingetragen hat, ihrem Kollegium für die Unterstützung und den Schülerinnen, die das Festprogramm musikalisch mitgestalteten. Den Schülern sei bewusst, dass der Abraham-Pokal nicht für bereits erbrachte Leistungen verliehen wird, sondern von ihnen im kommenden Jahr mit Leben zu füllen ist. „Als Einladung und Aufforderung, sich für Toleranz und Verständigung zwischen Religionen und Nationen einzusetzen.“ Das gäben ihnen Hans und Sophie Scholl als Namensgeber der Schule mit auf den Weg. Das GSG besuchen Schüler aus 24 Nationen, unterschiedlichen Religionen und mit 26 verschiedenen Verkehrssprachen. „Das ist gelebte Multikulturalität“, fand die Direktorin. „Gelungene Integration ist, sie nicht nur in der Schule zu leben, sondern nach außen zu tragen – auch wenn es in der Corona-Zeit weniger Aktionen sein werden.“ Mit den Worten von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier forderte Herr dazu auf: „Wir alle müssen Haltung zeigen – nicht nur im Abraham-Jahr.“
„Verdienter Träger“
Stadtrat Markus Sprengel (Grüne) berichtete: Seit 2001 werde der Abraham-Pokal von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit an Schulen verliehen, die sich für Interreligiösität, Toleranz und ein gutes Miteinander einsetzen. Der Pokal habe große Bedeutung für die Mannheimer Stadtgesellschaft in Bezug auf zivilgesellschaftliches Engagement von Schulen im Rhein-Neckar-Raum und eine geradezu beklemmende Aktualität angesichts ansteigendem Antisemitismus, rechtspopulistischer und rassistischer Strömungen in Deutschland, Europa und der Welt. Wenngleich der Abraham-Pokal nicht bereits „Geleistetes“ würdigen, sondern als eine Verpflichtung für künftiges Handeln verstanden werden soll, könne man schon jetzt davon ausgehen, dass das GSG ein würdiger und verdienter Träger dieser Auszeichnung ist. „Solidarität“ sei im Schulleitbild festgeschrieben, „Mitmenschlichkeit, Toleranz und soziale Verantwortung“ nicht nur eine hohle Phrase, sondern seit vielen Jahren immer wieder in beeindruckenden Aktionen und Projekten von Schülern, die diese Selbstverpflichtung ernst nehmen, in die Tat umgesetzt.
Bernhard Boudgoust vom Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit erklärte: „Der Abraham-Pokal wurde von der Künstlerin Waltraud Sukow geschaffen.“ Verbunden damit sei ein Brückenschlag zu Religionen und Kulturen. „Das ist nicht nur eine äußere, sondern Voraussetzung ist auch eine innere Haltung“, betonte Boudgoust. Brückenschlag bedeute, „dass man miteinander redet, sich versöhnt und auch mal sagt, es tut mir leid“. Als Wanderpokal verbinde der Abraham-Pokal auch Schulen.
Mit den Worten von Hans und Sophie Scholl versprachen die Schülervertreterinnen Malak Abumayha und Vivien Filipczyk: „Wir wollen den Mund aufmachen und uns einsetzen für Gerechtigkeit, Toleranz und ein friedliches Miteinander“.
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 28.10.2020 © Sylvia Osthues